Geothermie – unerschöpfliche Energie aus der heißen Erdmitte

99 Prozent der Erde sind weitaus heißer als 1000 Grad. So liegt unter unseren Füßen eine riesige Energiequelle, die bis dato kaum in Anspruch genommen wird und sicher nicht so schnell versiegen wird.

Auch wenn das Verfügbarmachen von Wärme aus dem Erdinnern momentan noch keine relevante Rolle für die Energieversorgung Deutschlands spielt, kann in den kommenden Jahrzehnten mit einem Wachstum der Geothermie gerechnet werden, da neue Technologien die Förderbedingungen erheblich vereinfachen werden.

Stabile Heizkosten dank Erdwärme

Hauptsächlich wird Geothermie bzw. Erdwärme dafür genutzt, um Gebäude zu beheizen oder Nahwärmenetze zu versorgen. Doch selbst Strom lässt sich aus Erdwärme gewinnen. Bei der Nutzung der Erdwärme wird verfahrensbedingt zwischen oberflächennahe und tiefe Geothermie unterschieden.

In Deutschland sind derzeit über 300.000 oberflächennahe Geothermieanlagen in Betrieb, bei denen Bohrungen bis maximal 400 Meter Tiefe für das Beheizen oder Kühlen von Gebäuden sowie das Erwärmen von Wasser gemacht wurden. In das Bohrloch wird ein Wärmetauschsystem installiert, bei dem Wasser oder eine andere Trägerflüssigkeit die Wärme aus dem Erdinneren aufnimmt und an eine Wärmepumpe abgibt. Auch wenn in Deutschland nur sieben bis zwölf Grad Celsius im oberflächennahen Erdinneren herrschen, reichten die Temperaturen aus, um 2011 5.990 Gigawattstunden (GWh) Wärme zu produzieren. Mit dieser dezentral einsetzbaren Technik können sich Eigenheimbesitzer von den steigenden Heizkosten der großen Energieversorger unabhängig machen.

Kraftwerke nutzen tiefer liegende Erdwärme

Wesentlich weiter vor in das Erdinnere dringt die tiefe Geothermie. Dabei werden wasserführende Schichten im Untergrund angebohrt, um dieses heiße Thermalwasser zur Energiegewinnung nutzbar zu machen (Hydrothermie). Zwar kann auch heißes Tiefengestein zur Wärmeversorgung verwendet werden, allerdings lässt sich dieses aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen momentan nur begrenzt realisieren. Folglich überwiegt zurzeit die Nutzung von hydrothermalen Systemen in Deutschland.

Zurzeit werden in Deutschland zehn Heizwerke betrieben, die Wärme in dezentrale Netze einspeisen. Darüber hinaus gibt es drei Heizkraftwerke, bei denen die Erzeugung von Strom und Wärme miteinander kombiniert ist. Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zufolge erzeugten diese Kraftwerke im vergangenen Jahr 307 GWh Wärme und 18,8 GWh Strom aus Geothermie. Damit liegt der Anteil der Erdwärme an Endenergieverbrauch in Deutschland zwar noch unter einem Prozent, aber langfristig wird der Geothermie großes Entwicklungspotenzial zugeschrieben. Ohne weiteres könnte Erdwärme Schätzungen zufolge den weltweiten Energiebedarf mindestens um das 2,5-fache decken.

Geothermie ist nachhaltig und zuverlässig

Unabhängig von Tageszeiten, Klimabedingungen und Wettereinflüssen ist Geothermie eine äußerst zuverlässige und zugleich fast unerschöpfliche Quelle für Energie. Zu stabilen Preisen könnte diese erneuerbare Energie praktisch überall auf der Erde das Potenzial der Erdwärme nutzen. Bei der Geothermie entstehen weder schädlichen Emissionen, noch sind weithin sichtbare Eingriffe in die Landschaft vonnöten, um diese Energie zu erschließen. Lediglich ein überschaubares Risiko besteht durch die seismischen Aktivitäten im Erdinneren.